Milena Kirova: Geschichte der bulgarischen Literatur. Band 2

Geschichte der bulgarischen Literatur. Band 2: Modernismus
Aus dem Bulgarischen von Thomas Frahm
412 S. mit Namensregister, geb. m. Schutzumschlag, 40,– €
ISBN 978-3-929634-86-0
Erscheint 1. März 2020

 

Das Buch:

Der erste Band dieser Literaturgeschichte war den Autoren gewidmet, deren Schaffensperiode in der Zeit von 1878 bis 1900 beginnt, sich entfaltet und – wie im Falle Aleko Konstantinovs und Zahari Stojanovs – auch endet. Der zweite Band ist gänzlich dem Modernismus gewidmet, genauer gesagt, den ersten zwei Verkörperungen seit seinem Auftauchen in der bulgarischen Literatur: seinen Vorbereitern Penčo Slavejkov, Pejo Javorov und Petko Todorov aus dem Kreis Misăl und den ersten Symbolisten
Dimităr Bojadžiev, Dimčo Debeljanov, Nikolaj Liliev, Teodor Trajanov, Dimităr Bojadžiev, Hristo Jasenov und Emanuil Popdimitrov, deren Leben und Werk jeweils von den Anfängen bis zu ihren letzten Schöpfungen in konzentrierter Form dargestellt und analysiert wird.
Hier wird keine Gesamtdarstellung der neueren bulgarischen Literatur versucht. Die Autorin interessiert sich vielmehr für den schwierigen Spagat, den die bulgarische Inteligentsija zwischen Selbstbestimmung und Deprovinzialisierung durch Europäisierung in der Kernepoche zwischen 1878 und 1918 vollbringen musste. Anstatt auf die Opposition von Originalität vs. Eklektizismus zu starren, betrachtet sie die Weise, in der Einflüsse vor allem aus Russland, Frankreich und Deutschland aufgenommen und eigenschöpferisch verarbeitet wurden. Geschult an den kritischen Denkern des Westens und ausgerüstet mit dem Handwerkszeug modernster literaturwissenschaftlicher Methoden, arbeitet sie heraus, wo die literarische Historiographie in Bulgarien zur Hagiographie entartet ist. Mittels einer Fülle zeitgeschichtlicher Originaldokumente deckt sie Fehlinterpretationen von Schlüsselwerken auf, die im Dienste eines falsch verstandenen Nationalbewusstseins mystifiziert wurden und rekonstruiert stattdessen mit allem, was die Archive hergeben, die tatsächliche geistige Verfassung und Ausgangsposition der Autoren bei der Niederschrift ihrer exemplarischen Texte.

Die Autorin

Milena Georgieva Kirova, geboren 1958 in Sofia, studierte Bulgaristik und Anglistik in Plovdiv und ist heute Professorin für bulgarische Literatur an der Universität Sofia. Sie hat 1995 in einem wegweisenden Buch, Sănjat na Meduza (Der Schlaf/Traum der Medusa) die Verbindungen zwischen der bulgarischen Literatur nach der Befreiung, dem verschwiegenen weiblichen Schreiben und der Psychoanalyse untersucht, bei ihren Forschungen zur bulgarischen Literatur seit 1878 ermittelt sie auch die Anleihen, die die Gründerväter der bulgarischen Nationalmythen bei den Autoren der Bibel gemacht haben. Ihre kritischen Schriften trafen auf viel konservativen Widerspruch. Dennoch erhielt Kirova 2011 den Staatspreis für Literaturkritik »Ivan Radoslavov und Ivan Mešekov«.
Der vorliegende erste und zweite Band ihrer Geschichte der bulgarischen Literatur basiert auf vielen eigenen, über Jahrzehnte gemachten Studien.

 

Inhalt

Editorische Notiz und Liste der Sonderzeichen

8

1 Der Anfang des bulgarischen Modernismus’

11

1.1 Der Kreis Misăl. Theoret. Programm und kritische Praxis

11

1.1.1 Vorüberlegungen

11

1.1.2 Der Kreis Misăl in der bulgarischen Literatur

15

1.2 Trennung von professioneller literarischer Arbeit und gesellschaftlicher Rolle des Schriftstellers

20

1.3 Popularität ist zu verurteilen

22

1.4 Modernismus versus Regenbogenliteratur

24

1.5 Wahre Dichter versus Wortewiederkäuer. Noch einmal zum Tendenziösen

27

1.6 Dem Schatten Botevs nach

31

1.7 Das Gegenteil von Botev lautet Vazov

33

1.8 Schatztruhe der Folklore

35

1.9 Die Geschichte wartet auf Zauberer

38

1.10 Die Psyche des Künstlers

39

2 Penčo Slavejkov (1866–1912)

45

2.1 Wirkungsgeschichtliche Skizze

45

2.2 Leben

46

2.3 Werk

65

2.3.1 Epische Lieder (Epičeski pesni)

67

2.3.2 Leise Lieder oder Traum vom Glück

80

2.3.3 Das glückliche Buch: Na Ostrova na Blaženite (Auf der Insel der Seligen)

86

2.3.4 Im Kampf mit dem Epos: Blutiges Lied

93

3 Pejo Javorov (1878–1914)

99

3.1 An der Zeitenwende

99

3.2 Leben

99

3.3 Die Legende Javorov

102

3.4 Javorovs Lyrik

130

3.4.1 Das Leiden: Pose, Pathos und Projektion

131

3.4.2 Die Liebe: Glück und Schmerz

137

3.4.3 Jenseits der Unruhe: Einsichten

142

3.5 Theaterstücke

148

3.5.1 V polite na Vitoša (Am Fuße des Vitoša)

148

3.5.2 Kogato grăm udari (Wenn der Blitz einschlägt)

159

4 Petko Todorov (1879–1916)

167

4.1 Leben

167

4.2 Werke

181

4.2.1 Die Idyllen

181

4.2.2 Die Dramen

194

4.2.2.1 Zidari ( Maurer) Maurer)

199

4.2.2.2 Samodiva (Fee)

202

4.2.2.3 Nevjasta Boryana (Die Braut Borjana)

205

4.2.2.4 Zmejova svatba (Drachenhochzeit)

207

4.2.2.5 Părvite (Die Ersten)

209

5 Dimităr Bojadžiev (1880–1911)

212

5.1 Wirkungsgeschichtliche Skizze

212

5.2 Leben

213

5.3 Werk

218

6 Dimčo Debeljanov (1887–1916)

231

6.1 Wirkungsgeschichtliche Skizze

231

6.2 Leben

232

6.3 Lyrik

243

6.4 Legenda za razbludnata tsarkinja

254

6.5 Letzte Gedichte von der Front

266

7 Nikolaj Liliev (1885–1960)

275

7.1 Wirkungsgeschichtliche Skizze

275

7.2 Vita

276

7.3 Die Lyrik

292

7.3.1 Ptitsi v noštta (Vögel in der Nacht)

292

7.3.2 Lunni petna (Mondflecken)

305

7.4 Die letzten Poeme

312

8 Teodor Trajanov (1882–1945)

320

8.1 Wirkungsgeschichtliche Skizze

320

8.2 Leben

320

8.3 Das lyrische Werk

327

8.3.1 Überblick

327

8.3.2 Bălgarski baladi (Bulgarische Balladen)

332

8.3.3 Pantheon

341

9 Hristo Jasenov (1889–1925)

346

9.1 Leben

346

9.2 Die Lyrik

350

9.2.1 Überblick

350

9.2.2 Ritsarski zamăk (Ritterburg)

355

10 Emanuil Popdimitrov (1885–1943)

361

10.1 Wirkungsgeschichtliche Skizze

361

10.2 Leben

362

10.3 Lyrik

368

10.3.1 Frühe Lyrik und ihr Verhältnis zum Symbolismus

368

10.3.2 Die »Frauenporträts«

378

10.3.3 Weg zu den Ursprüngen: Korabi und Vselena

385

10.4 Zwischen Versepos und Versroman

392

10.4.1 Zlatni nivi i bojni poleta (1929)

392

10.4.2 V stranata na rozite (Im Land der Rosen)

397

Anhang

405

Namensregister

407

Literaturverzeichnis

411