Evelina Jecker Lambreva: Niemandes Spiegel

Umschlag vorn 65-2Gedichte (bulgarisch-­deutsch)

145 S., Festeinband m. Schutzumschlag, 18,00 € (24,40 SFr)
ISBN 978-3­-3­929634­-65­-5

Erschienen im Oktober 2015

 

Kurztext zum Buch

Evelina Jecker Lambreva zeigt auf höchst eigenständige Weise, was gute Gedichte brauchen: den freien Fluss der Wahrnehmung, das Fehlen von Scheuklappen und Berührungsängsten, den Mut zur genauen Benennung, zum treffenden Bild. Sie betritt in ihren Versen das Universum ebenso freimütig wie eine Obdachlosenunter­kunft, sie empfindet die Naturgewalten ebenso stark wie die manchmal beklemmenden Zustände im überdrehten Tempo städtischer Geschäftswelten.

Diese geheimnisvoll paradoxe Fähigkeit, die zugleich Kraft und Ungeschütztheit beweist, macht ihre Poesie so komplex und beziehungsreich, ermöglicht ihr Bindungen zu Menschen, Tieren, Pflanzen und Steinen, Erfahrungen von Bereicherung und Verlust,– und sie zeugt von einer fast archaisch anmutenden Leidenschaft und Liebesfähigkeit, die heilsam wirken in einer Welt, die so voll ist von verhärteten Fronten.

 

Die Autorin

Evelina Jecker Lambreva, geboren 1963 in Stara Zagora, Bulgarien, arbeitet als niedergelassene Psychiaterin in Luzern und als Klinische Dozentin an der Universität Zürich. Sie publizierte Lyrik, Erzählungen und Kritik in bulgarischer und deutscher Sprache. 2014 erschien ihr vielgelobter Roman Vaters Land beim Braumüller Verlag, im Herbst 2016 folgt der Roman Nicht mehr.

 

Leseprobe

Frage
Eisiger Tag
in einer eisigen Welt
unter vereister Sonne.
Geglitzer.
Diamanten.
Kokain.
Silikonbrüste.
Lächeln aus Platin.
Piercings, sogar am Herzen,
damit das Ding schweigt . . .
Herrgott, und all das hast du
mit derselben Hand erschaffen,
mit der du mich ins Leben riefst
wie ein Auge, das austrocknet, schmerzt
und erblindet
an jedem eisigen Tag,
mitten im Geglitzer?